Ein Vertrag von 1831 lässt Konstanz ein Stück Schweiz regieren!

Das deutsche Stück Schweiz im Tägermoos

Wenn die Konstanzer Gemüsegärtner aus dem Stadtteil Paradies morgens zu ihren Feldern fahren, müssen sie eine Staatsgrenze überqueren. Und trotzdem fahren sie zur Arbeit auf Konstanzer Land.Klingt kurios – lässt sich aber erklären: Es geht um das Tägermoos. Ein Staatsvertrag aus dem Jahr 1831 räumte der Konstanzer Regierung bis heute besondere Hoheitsrechte auf dem benachbarten Grünland ein. Staatsrechtlich gesehen ist das Tägermoos trotzdem eine eigenständige Schweizer Gemeinde. Sie wird aber von der deutschen Stadt Konstanz „regiert“ – ein deutsches Stück Schweiz sozusagen. Deshalb bezahlen die Gemüsegärtner aus dem Paradies zum Beispiel auch keine kommunalen Abgaben an die Schweizer Gemeinde Tägerwilen.

Ein Kampf um Grenzen und Gemüse

Was sie ernten, wird sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland verkauft – mitunter auf der Reichenau und auf dem Konstanzer Wochenmarkt. In den vergangenen fünf Jahrhunderten hat Konstanz seine besonderen Rechte am Tägermoos eisern verteidigt – zum Beispiel 1499 im sogenannten „Schwaben- oder Schweizerkrieg“. Und auch heute gibt es noch Spannungen zwischen den beiden Parteien: Der Kanton Thurgau drängt seinerseits darauf, den Vertrag von 1831 aufzuheben und das Tägermoos kommunalrechtlich der Schweiz zuzuschlagen. Konstanz wiederum verteidigt das grüne Stück Land und will verhindern, dass es eines Tages zu Bauland gemacht wird. Und mal ehrlich, regionale Gemüse schmeckt doch einfach am besten – ob von Schweizer oder deutschen Feldern. Deshalb: Keine Grenzen für Gemüse!

Hier regiert Konstanz ein Stück Schweiz: Darum wächst deutsches Gemüse auf Schweizer Feldern Video: Janaina Schneider