Leerstehende Geschäfte, weniger Kunden und das Überhandnehmen von Nagelstudios und Dönerläden: Viele Innenstädte leiden unter diesen Problemen, da bildet Bad Säckingen keine Ausnahme. Seit Dezember 2023 nimmt die Trompeterstadt an einem Projekt des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums teil, das federführend von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hochrhein-Bodensee betreut wird. „Es geht darum, die Kundenfrequenz zu erhöhen und die Attraktivität der Innenstädte zu stärken, erklärte Victoria Arens von der Innenstadtberatung der Industrie- und Handelskammer.

„Ein Laden muss lächeln“

Ein Baustein ist die Gestaltung der Schaufenster. Zu diesem Zweck kam Karin Wahl, Expertin für visuelles Marketing, am Donnerstag aus Köln nach Bad Säckingen, um insgesamt sieben Geschäfte zu beraten. Sie gab allen Geschäftsleuten einen Rat mit auf den Weg: „Ein Laden muss lächeln, bevor Sie es können.“ Nach ihrem Eindruck sei Bad Säckingen von Leerständen weniger betroffen als andere Städte: So sei die Hohe Straße in ihrer Heimatstadt Köln Deutschlands meistfrequentierte Einkaufsstraße, „aber dort steht inzwischen jedes dritte Geschäft leer“. Bürgermeister Alexander Guhl verwies darauf, dass Bad Säckingen laut einer IHK-Studie bei der Kaufkraft pro Kunde nach Waldshut-Tiengen und Singen auf Platz drei in der Hochrheinregion liege. Von einer generellen Verschlechterung der Qualität der Geschäfte könne nicht die Rede sein.

Was den Leerstand betreffe, so sei die Stadt auf die Mitwirkung der Eigentümer angewiesen, erklärte Elisabeth Vogt, die bei der Stadtverwaltung für Wirtschaftsförderung zuständig ist. Oft entstünde Leerstand bei Geschäftsaufgaben.

Neuer Leerstand droht

Auch wenn das Problem in Bad Säckingen derzeit weniger ausgeprägt ist als in mancher Nachbarstadt, so stehen neue Herausforderungen bevor, etwa wenn die Volksbank in ihr neues Geschäftszentrum an der Friedrichstraße umziehen wird oder die Polizei und das Straßenbaumt ihre historischen Gebäude am Münsterplatz verlassen werden. „Das Land wird dann die Gebäude verkaufen“, erklärte Bürgermeister Guhl, aber es gebe derzeit noch kein fertiges Konzept über die künftige Nutzung.

Karin Wahl war auch zu Besuch bei Juwelier Jochen Künze.
Karin Wahl war auch zu Besuch bei Juwelier Jochen Künze. | Bild: Michael Gottstein

Mit Blick auf die zahlreichen Nagelstudios erklärte Elisabeth Vogt: „Wir bitten die Gebäudeeigentümer, Nein zu sagen, wenn sich solche Studios einmieten möchten.“ Ansonsten beschränke sich der städtische Einfluss auf die bauliche Gestaltung der Häuser und Werbetafeln. „Wir versuchen ständig, die Menschen dafür zu sensibilisieren, nicht im Internet zu bestellen und stattdessen in lokalen Geschäften einzukaufen“, so Elisabeth Vogt.

Maßnahmen werden entwickelt

Das Treffen von Mitarbeitern der Verwaltung und Händlern soll in einen Maßnahmenkatalog münden. Allzu viel verraten wollte Victoria Arens noch nicht, aber immerhin benannte sie die wichtigsten Themen: Erreichbarkeit der Innenstadt, Veranstaltungen und die allgemeine Attraktivität. Und Guhl ergänzte, dass die Stadt mehr Personal für die Reinigung einsetze.

In Bad Säckingen finden sich Beispiele einer stilvollen, gelungenen Warenpräsentation.
In Bad Säckingen finden sich Beispiele einer stilvollen, gelungenen Warenpräsentation. | Bild: Michael Gottstein

Was die Einzelhändler selbst tun können, erklärte Karin Wahl bei ihren sieben Besuchen. Im Schaufenster der Boutique „Ulli S“ drehte sie die Puppe um wenige Grad, sodass sie den Kunden in die Augen schaut. „Oft genügen ein paar Zentimeter, um eine andere Atmosphäre zu schaffen.“ Bei Juwelier Jochen Künze entdeckte sie Beispiele für eine gelungene Schaufenstergestaltung: Das Farbkonzept setzt sich im Inneren fort, und die Schmuckstücke sind stilvoll präsentiert. „Bei hochwertigen Waren empfehle ich eine Konzentration auf wenige Stücke.“ Die Bedeutung der Beleuchtung werde oft unterschätzt: Wenig hilfreich seien dunkle Schaufenster, denn „die Kunden wissen dann nicht, was sie im Geschäft erwartet“.

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